Nach neuen wissenschaftlichen Studien haben die Notfallmediziner mehrere Erste-Hilfe-Maßnahmen grundlegend geändert. "Wir haben neue Kenntnisse in der Reanimation, bei Verbrennungen und Vergiftungen", sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Notärzte, Prof. Peter Sefrin, zum Internationalen Tag der Ersten Hilfe am 8. September.
Bei schweren Verbrennungen werde nicht mehr mit Wasser gekühlt - viele Patienten seien mit Untertemperatur bis zu 32 Grad in die Spezialkliniken gekommen. "In der Zwischenzeit sagen wir, man soll die Wärme erhalten, da die Haut durch die Verbrennung ihre schützende Funktion verloren hat", sagte Sefrin.
Punkte aus Erste-Hilfe-Richtlinie gestrichen
Auch das Erbrechen nach einer Vergiftung sei die falsche Therapie. Vielmehr werde das Gift durch den Notarzt mit einem Kohlepräparat neutralisiert. "Erbrechen ist aus der Erste-Hilfe-Richtlinie gestrichen. Wenn ein Giftstoff aufgenommen wurde, kann man ihn dadurch nicht vollständig entfernen", sagte der Landesarzt des Bayerischen Roten Kreuzes. "Wenn man erbricht und einatmet, kann das sogar noch gefährlicher sein, weil die Atemwege durch das Erbrochene verstopft werden können."
Reanimation wird geändert
Bei der Reanimation solle nicht wie bisher gelehrt zuerst beatmet und dann mit Herzdruckmassage gearbeitet werden, sondern umgekehrt. Zudem werde bei der Herzdruckmassage statt früher 15 Mal jetzt 30 Mal auf den Brustkorb gedrückt - und dann erst werde beatmet. "Im Moment überlegt man, ob noch mehr Herzmassage besser wäre." Die höhere Effizienz sei in Studien am Übungstorso, im Tierversuch sowie in der täglichen Arbeit nachgewiesen worden. "Was man früher gemacht hat, war nicht falsch - aber der Erfolg ist andersherum größer." Das neue Vorgehen sei bei einer Konferenz 2005 in Dallas mit 450 Spezialisten aus der ganzen Welt festgelegt und in Deutschland im Mai vergangenen Jahres durch die Bundesärztekammer in kraft gesetzt worden. Bislang hat sich dieses Wissen in der Bevölkerung aber noch nicht breit herumgesprochen.