Der Artikel stand gestern bei uns in der Zeitung drin. Nun freue ich mich noch mehr auf unser Treffen.
"Nicht schon wieder Mozart". Für einen Augenblick blitzt dieser Gedanke auf, als das Konterfei von Wolfgang Amadeus in einem ganzjährig geöffneten Weihnachtsgeschäft auf einer riesigen Christbaumkugel glänzt. In Salzburg lassen sich die Geschäftsleute keine Gelegenheit entgehen, den berühmten Sohn ihrer Stadt auf jede nur erdenkliche Art zu feiern. Doch Salzburg im Advent bietet weitaus mehr als Mozartkugeln und Mozartkitsch unter Weihnachtsbeleuchtung.
Der altmodische Charme der österreichischen Stadt mit ihren engen Gassen, barocken Gebäuden und ihrer idyllische Lage zwischen Fluss und Alpen kommt gerade in der Vorweihnachtszeit besonders gut zur Geltung. Die Bilder wirken oft, als entstammen sie einem Wintermärchen aus einem Kinderbuch - eine ideale Kulisse für Weihnachtsmärkte.
Der traditionsreichste und größte dieser Märkte ist der Christkindlmarkt an Dom- und Residenzplatz in der Altstadt, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Der Christkindlmarkt wurde 1491 erstmals urkundlich erwähnt und wird jährlich von fast einer Million Menschen besucht. Im zu Ende gehenden Mozartjahr, das bis November bereits zwei Millionen Besucher nach Salzburg lockte, wird der Andrang vermutlich noch größer sein.
Neben den Einheimischen bummeln vor allem deutsche und italienische Touristen über den Christkindlmarkt, vorbei an den insgesamt 84 Ständen. Sie genießen neben dem üblichen Weihnachtsmarktangebot auch Salzburger Spezialitäten wie das Kletzenbrot, ein dunkles Brot mit eingebackenen Trockenfrüchten, den heißen Orangenpunsch - oder eben die fast unvermeidlichen Mozartkugeln von Fürst, Mirabell oder Reber. Wer allerdings die legendären Salzburger Nockerln sucht, wird hier nicht fündig - die aus Eisschnee aufwendig zubereitete Speise wird in Cafés wie dem Café Mozart serviert.
Eine Alternative zum Adventsrummel in der Altstadt bietet ein anderer Weihnachtsmarkt: der Hellbrunner Adventzauber. Er lockt seit sechs Jahren die Besucher in den Innenhof des Schlosses Hellbrunn (von der Innenstadt aus mit dem Bus Nummer 25 bequem zu erreichen) und gilt als einer der schönsten Weihnachtsmärkte der Alpen. Rund 200.000 Menschen kommen jährlich hierher. "Die Einheimischen mögen diesen Markt lieber als den in der Altstadt", sagt Betreiber Gerald Stocker.
Markt-Mitarbeiterin Franziska Huber weiß auch, warum das so ist: "Unser Markt ist nicht so groß wie der in der Stadt, aber besinnlicher und stimmungsvoller", sagt sie. "Hier geht es, zum Beispiel mit Zithermusik, noch wirklich salzburgerisch zu."
An ihrem Stand, der Rentier-Station, können Kinder die Zugtiere des Weihnachtsmannes streicheln - nur eine von vielen Attraktionen, die vor allem Familien auf den Markt lockt. Die Kinder mögen Märchenvorleser, die Erwachsenen schätzen das hochwertige Kunsthandwerk an den Ständen. Hier gibt es zum Beispiel handbemalte Engel und Christbaumkugeln, Ischler Holzhandwerk oder Seifenideen aus Schafmilch.
Nach dem letzten Glühwein kann die Entspannung weitergehen - in einem der drei Hotels. Im kleinen Ort Anif, drei Kilometer von der Stadt entfernt, bietet etwa das Hotel Friesacher zahlreiche Wellness-Angebote wie etwa drei verschiedene Saunabereiche und einen Ruheraum mit beheizten Wasserbetten.
Das Hotel Gmachl in Bergheim ist ebenfalls eine Oase für Erholungssuchende Sie können durch einen Kanal von innen ins Freischwimmbad schwimmen, in der Solegrotte oder im Felsenwhirlpool entspannen oder in diversen Saunen und Dampfbädern schwitzen. Wer sich hier ausruht, kann am nächsten Tag auch wieder in der Innenstadt mit neuen Kräften auf Mozarts Spuren wandeln. Als Alternative zu der Besichtigung von Geburts- und Wohnhaus gibt es noch bis zum 7. Januar 2007 die lohnende Ausstellung "Viva Mozart". Hier wird mit Hilfe moderner Medien die Zeit von Wolfgang Amadeus lebendig gemacht.
Und danach wartet auf dem Mozart-Platz vor dem Museum eine weitere Attraktion: eine künstliche Eisbahn, natürlich ebenfalls nach Mozart benannt. Hier können Läufer dann ihre Pirouetten drehen, wenn ihnen das milde Wetter woanders einen Strich durch die Rechnung macht. Im Vodergrund glänzt die Eisbahn, im Hintergrund thront die Festung Hohensalzburg - und die Gedanken sind schon fast wieder bei der nächsten süßen Mehlspeise. Wer Salzburg im Advent genießt, dem wird es bald gehen wie dem kleinen Jungen, der in Schloss Hellbrunn laut in die Menge rief: "Ich will hier gar nicht wieder weg."