Heilbronn/Neckarsulm - Die Audi-Stadt, das war bisher in der Region nur Neckarsulm. Nun macht sich auch der große Nachbar Heilbronn auf, ein Standort im Zeichen der vier Ringe zu werden. Die Neckarsulmer Autobauer gaben am Mittwochnachmittag bekannt, dass sie sich im Heilbronner Industriegebiet Böllinger Höfe mit einem Zweigwerk niederlassen werden. Auf dem 23 Hektar großen Gelände könnten in den Jahren ab Fertigstellung Ende 2013 nach Stimme-Informationen bis zu 1000 Arbeitsplätze entstehen. Das Investitionsvolumen dürfte etwa 100 Millionen Euro ausmachen.
Nördlich und südlich der Alexander-Baumann-Straße wird Audi Grundstücke im Gegenwert von etwa 19 Millionen Euro von Heilbronn erwerben und damit bereits im kommenden Jahr die Stadtkasse aufbessern. In den Böllinger Höfen liegen die Grundstückspreise bei etwa 82 Euro pro Quadratmeter. Das Gelände ist in zwei Bereiche aufgeteilt: nördlich der Baumannstraße das kleinere Grundstück mit etwa 5,6 Hektar, südlich im noch unerschlossenen Bereich liegt mit 17,8 Hektar der größere Teil. Direkt anschließend gibt es eine potenzielle Erweiterungsfläche von elf Hektar.
Historisch
Audi-Werkleiter Albrecht Reimold nannte den Vorgang am Mittwoch "historisch". Die Automobilfabrik leidet am Stammsitz Neckarsulm seit Jahrzehnten unter Platzmangel. Die Enge hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass Produktionsflächen in die Höhe gebaut wurden, obwohl dies für die Kosten-Nutzen-Relation der konzernweit ausgeschriebenen Produkte eine schlechte Ausgangsbasis ist.
Der Neuerwerb auf Neckargartacher Gemarkung, nur sechs Kilometer vom Standort Neckarsulm entfernt, entspricht etwa einem Viertel der bisherigen Werksfläche. Für die Absicherung der eigenen Zukunftsfähigkeit hatte Audi in der Region gut ein Dutzend Standorte untersucht − von Siegelsbach und Ilsfeld über Schwabbach bis nach Waldenburg. Kein Standort aber hatte die Voraussetzungen wie Heilbronn: Größe plus Erweiterungsfläche, Verkehrsinfrastruktur und die Genehmigung für industrielle Produktion ohne Störung von Wohngebieten in der Nachbarschaft.
Für Heilbronn hat die Ansiedlung eine Dimension, wie es sie seit vielen Jahrzehnten, "womöglich in der ganzen Zeit nach dem Krieg nicht gegeben hat", schätzt Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach die Bedeutung dieses "strategisch wichtigen Schritts" ein. Was zähle, seien die Arbeitsplätze, auch die Gewerbesteuer, in erster Linie aber, dass Neckarsulm als Audi-Standort gestärkt werde und erhalten bleibe: "Da spielt es letztlich keine Rolle ob rechts oder links des Neckars."
Fertigung und Logistik
Welche Produktionsteile in die Böllinger Höfe verlagert werden, diese Planung hält Albrecht Reimold noch unter Verschluss. Man sei "in der Findungsphase", aber: "Es gibt genügend Bedarf". Reimold weiter: "Wir schaffen damit Platz für Logistik und Zukunftstechnologien." Von Klein- und Sonderserien ist die Rede. Auch wird die Erweiterung der Quattro-GmbH ins Spiel gebracht.
Erhalten werden sollen laut Reimold trotz des Zweigwerks die Fertigung der gepanzerten Sicherheitsfahrzeuge in Talheim und im Stadtteil Biberach die des R8 e-tron. Auswirkungen hat die Entscheidung für Heilbronn auf Audis frühere Pläne, sich noch stärker auf Gemarkung der Nachbarstadt Bad Friedrichshall auszudehnen. Weiter im Visier der Autobauer aber bleibe dort das Areal, für das Audi schon eine Bauvoranfrage eingereicht hat.
Hintergrund: Böllinger Höfe
Das Gewerbe- und Industriegebiet umfasst 200 Hektar. In 130 Unternehmen sind 4300 Menschen beschäftigt. Audi wird mit 23 Hektar und 1000 Arbeitsplätzen die größte Einzelfirma. Ideal-Pack war bisher mit etwa 700 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in den Böllinger Höfen, von der Fläche her war es das Kaufland-Fleischwerk. Heilbronn bleiben nun knapp zehn Hektar zum Verkauf. Die Alexander-Baumann-Straße ist als dritte Haupterschließungsstraße mit Anschluss an Neckartalstraße und B39 geplant.
Der Neckarsulmer Autobauer Audi wird sich auch im Heilbronner Industriegebiet Böllinger Höfe niederlassen.
Auf einer Fläche von 23 Hektar sollen in den kommenden Jahren bis zu 1000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Allein die erforderlichen Grundstücke kosten 19 Millionen Euro.
Das Gelände ist in zwei Bereiche aufgeteilt:
Nördlich der Baumannstraße ist das kleinere Grundstück mit etwa 5,6 Hektar, ...
... südlich im bisher unerschlossenen Bereich liegt mit 17,8 Hektar das größere Grundstück.