Michaela Lehmann braucht diese Saison neue Winterreifen für ihren Wagen. Eine gute Qualität soll es sein und am besten auch noch ein Schnäppchen. Doch welchen nehmen? Die Qual der Wahl hat sie aber nicht nur beim Reifenhändler, sondern auch im Internet. Dutzende Händler bieten Reifen online an, neben den bekannten Markenprodukten auch besonders preiswerte Reifenschnäppchen aus Fernost. Die sind bis zu 30 Prozent günstiger als die etablierte europäische Konkurrenz. Doch taugt die China-Ware was?
Reifenexperte Franz Nowakowski von der Dekra in München kennt alle Fabrikate und hat die Gummi-Exoten aus Asien intensiv untersucht. Er warnt vor billigen asiatischen Produkten, die im Winter bei Eis und Schnee nicht die Tauglichkeit eines europäischen Markenprodukts aufweisen. So gebe es beispielsweise Tests, in denen ein derartiger Reifen 18 bis 20 Meter längere Bremswege zeigte. Nowakowski bewahrt die schlimmsten Test-Sünder zu Beweiszwecken auf. Immer häufiger hat er es mit asiatischen Billigheimern für den Winter zu tun, die sich als gefährliche Mogelpackungen entpuppen. Solche Produkte bekomme man nur im Internet. Wenn man genau hinsehe, hätten sie ein reines Sommerprofil, trotzdem trügen sie das M+S Zeichen. Der Kunde werde so irregeführt.
Michaela lässt von den Billigprodukten die Finger, so viel weiß sie jetzt schon mal. Beim Reifenhändler will sie nun die Preise vergleichen. Im Internet hat sie sich vorher zwei bekannte Marken herausgesucht, die auf ihren Wagen passen. Doch für welches Fabrikat soll sie sich entscheiden? Im Netz gibt es keine Beratung über die Vor- und Nachteile der Reifen. Hier punktet der Händler. Einer der empfohlenen Reifen, der Pirelli Sottozero ist ein Winterreifen aus dem mittleren Preissegment. Für 60 Euro im Netz zu haben, der Händler verlangt 76 Euro. Das sind rund 20 Prozent mehr. Kandidat Zwei ist der Goodyear Ultragrip, vom Preis her ähnlich angesiedelt wie der Pirelli. Online werden 62 Euro fällig, im Fachhandel muss Michaela 78 und damit 20 Prozent mehr hinlegen.
Der Internet-Versand liefert meist innerhalb weniger Tage bis an die Haustür. Michaela würde so beim Kauf von vier Rädern insgesamt 64 Euro sparen. Hinzu kommt aber noch die Fahrt zum Reifendienst. Montagekosten fallen in beiden Fällen an, bis zu 25 Euro pro Rad. Aber warum soll man überhaupt einen Reifen beim teureren niedergelassenen Händler kaufen, fragt sich Michaela. Ein Anbieter erklärt ihr, dass es beim Internetkauf verschiedene gebe: So sei das Reifenalter nicht abzusehen, man bestelle, zahle die Ware im Voraus und erhalte am Ende dann vielleicht einen mehrere Jahre alten Reifen. Ein Umtausch gestalte sich dann so aufwändig, dass viele Kunden darauf verzichteten. Montiert werden müssen die Reifen außerdem auch beim Internetkauf, zu erhöhten Kosten beim Händler.
Am Ende entscheidet sich Michaela Lehmann für den niedergelassenen Händler. So muss sie sich nicht durch die Internet-Angebote und deren AGBs klicken und riskiert nicht, möglicherweise das falsche Fabrikat zu wählen. Beim Händler vor Ort fühlt sie sich besser aufgehoben. Fazit: Im Internet kommt man zwar etwas günstiger weg, trotzdem ist der Winterreifenkauf direkt beim Händler sicherer. Jetzt kann der Schnee getrost kommen.
Quelle:Rasthaus