Man hat ja als erste größere Anzeichen der Steuerkettenlängung und Defekten beim Steuerkettentrieb meist diese typischen Geräusche. Einige bemerken es dennoch nicht da es ein schleichender Prozeß ist und die Geräusche langsam zunehmen und lauter werden. Ab und zu bemerken Fahrer erst die Warnlampe oder Leistungsverlust und Ruckeln.
Mir fielen zuerst die Geräusche auf. Und schon immer fragte ich mich, wie können die entstehen? Keiner konnte mir da was genaues sagen.
Es kommt halt von den kaputten Teilen wurde erzählt. Ja schon klar. Nur wie halt ???
Welche Geräusche sind es die auftreten?
Ich unterteile das gesamte Spektrum aller Geräusche für mich in 3 Teile:
Teil 1:
Zylinderkopfhaube mit Kurbelgehäuseentlüftungskasten (da wo der Öldeckel ist) bis auf Höhe der Hallgeber. Oft hat man so ein hartes, metallisches Klackern. Der aus dem Rasthaus TV-Beitrag vom TÜV sprach von nadelartigem Tackern.
Teil 2:
Der Bereich des Kettenkastens bis fast auf Getriebehöhe. Hier höre ich so ein leichtes Schleifen. Ähnlich wenn man mit Schmirgelpapier Holz glättet.
Teil 3:
Ein blechernes, schabendes Geräusch. Teils mahlend. Im untersten Bereich. Fast auf Höhe der Ölwanne. Gut hört man es wenn man die Lenkung komplett nach Links einschlägt und dann im Radkasten lauscht. In der Radhausverkleidung ist eine Öffnung zu sehn. Dort erkennt man einen Deckel, der vom Getriebe stammt. Handschaltgetriebe. Beim DSG sah ich noch nicht rein was man da für ein Teil sehen kann. Aus diesem Grund sagen die meisten unfähigen Werkstätten dass es vom Getriebe sei. Aber FALSCH. Das kommt vom Kettentrieb.
Alle 3 Bereiche erkennt man hier sehr gut
Lange dauerte es bis etwas Klarheit kam. Ich fragte auch diverse Kollegen in Bauteilakustiker-Kreisen.
In dem Fall kommt man ohne Anschauungsbilder nicht weiter.
Doch vorweg verrate ich hier schon mein nächstes Projekt wenn es wärmer wird draußen.
Da mein A3 repariert ist, benötige ich einen A3 dazu der rasselt. Was habe ich vor?
Ich möchte die Geräusche sichtbar machen. Dazu bediene ich mich einer einfachen aber effektiven Methode. Mittels Schallintensitätsmeß-Sonde und einem gewöhnlichen FFT-Analyser (Ono-Sokki) http://www.onosokki.co.jp/English/hp_e/p…ata/cf7200.html
Das Equipment bekomme ich für den Versuch ausgeliehen.
Dann werden Motorhochläufe durchgefahren, und zeitlich gleich die Schallemissionen an zuvor vorher definierten Punkten mit der Sonde gemessen. Man erhält eine Schallverteilung angeordnet über die Motordrehzahl.
Intressant sind hier bestimmt die Ergebnisse aus der Ersten und Zweiten Motorordnung anzusehen.
Ein spezielles Programm ermittelt hierzu aus allen Meßpunkten eine Falschfarben-Darstellung von der zuvor eingegebenen Geometrie des seitlichen Motorprofiles. Wie eine Wetterkarte quasi.
Bsp:Was rot ist ist sehr laut, was blau ist ist weniger laut.
Übersicht:
http://www.sd-star.com/index.php?opti…e&id=7&Itemid=5
Hier ein Bild wie es sein könnte:
Hier die Software zur Erklärung
http://www.sd-star.com/index.php?opti…id=47&Itemid=21
Das nur als kurze Erwähnung. Aber zurück zum Thema.
Ein intakter Steuerkettentrieb läuft harmonisch und ruhig. Er hat lediglich die typischen Kettenlaufgeräusche, welche aber leise ausgeprägt sind.
Gehen wir nun davon aus, dass die Kette in sich geschwächt ist. Durch abrasiven Verschleiss von in Öl gelösten Verunreinigungen wie Ruß, Glasfasern etc. Dadurch wird sie auch seitlich viel Biegsamer. Das sah man in meinen Vergleichsaufnahmen Sachskette/neue Iwiskette. Sie hat also seitliches Spiel.
Ein Motor hat sehr viele Schwingungen von sich aus. Hierzu zählen die unterschiedlichsten Motorordnungen sowie diverse Eigenfrequenzschwingungen der unterschiedlichsten Bestandteile und Anbauteilen. Immer Abhängig von der Drehzahl.
Was die Eigenfrequenz anrichten kann, sah man am bekanntesten Beispiel des Stahlzeitalters.
Der Tacoma Narrows Bridge
http://www.youtube.com/watch?v=j-zczJXSxnw
Fährt man ein Teil in seiner Eigenfrequenz, dauert es nicht lange bis zur Zerstörung. Bewegt man sich im Anregungsspektrum kurz vor oder hinter dieser kritischen Frequenz, so wird das Teil nicht direkt gleich zerstört, sondern vorgeschädigt. Nicht befestigte Teile schlagen beispielsweise die Aufnahmelöcher aus, schädigen Gewindegänge etc.
Hätte man den Kettenkasten aus Plexiglas, und würde der Motor laufen, so könnte man mittels einem Stroboskop, dessen Frequenz mit Poti frei wählbar ist, die verbauten Teile anleuchten, und so die Schwingung eines jeden Teiles sehen.
Ich vermute hier eine große Mitschuld beim Verschleiß. Die schwingende und geschwächte Kette wird angeregt und in ihrer Grundschwingung verstärkt, wodurch sie nicht mehr rund und sauber läuft. Eventuell relaxiert sie. Der Beweis wäre die Laufschiene von Zipfeklatscher.
Würde die Kette sauber in ihrer Spur laufen, hätte man nur 2 Spuren. Ähnlich dem Gleisstrang der Bundesbahn. Auf der ausgebauten Schiene sieht man aber viele Spuren, auch schräge. Daher vermute ich, dass die schwache Kette je nach Drehzahl und aktueller Eigenfrequenz gewisse Sprünge auf der Schiene macht. Eventuell schlägt sie sogar leicht.
Hier eine Skizze wie ich mir das vorstelle
Man kennt das vom Fahrrad fahren. Ist da ähnlich wenn man mal kräftig in die Pedale tritt.
Nun geht es weg von der Grundidee was passieren könnte zu den Bereichen
Teil 1.
Dieses harte Klackern. Eventuell liegt die Kette ab und zu leicht schräg, unter einem Winkel auf dem Ritzel des Nockenwellenverstellers. Der Lauf wäre nicht mehr frei und sauber, wenn die Ritzel in die Freiräume der Kette greifen. Sie würde verkantet über die Ritzel der Nockenwellenversteller laufen, teils etwas hochspringen, was zu Auswaschungen der Ritzelflanken führen könnte. Folge:
Harte Klackernde Geräusche.
Beim Radfahren ähnlich wenn ihr schaltet und die Kette schräg auf den Ritzeln liegt und ihr dann noch volle Pulle in die Pedale tretet.
Teil 2
Im Mittleren Bereich befinden sich eigentlich nur längere Lauf und Gleitschienen welche keine seitliche Führungen haben, die die Kette einengen und zu einem geraden Lauf zwingen. Nein, sie kann wieder angeregt durch Schwingungen hin und her gleiten auf der Schiene. Das könnte dieses Schleifen sein
Teil 3
Das blecherne schabende Geräusch. Könnte ein Mix sein vom laufen auf dem unteren Spanner mit kombinierter Laufschiene. Im Röntgenbild sieht man wie BILLIG das Teil aufgebaut ist. Hier vermute ich am stärksten den Einfluß der Resonanzen. Sie könnten die schwachen Metallfedern und Blechlaschen anregen. BLECH, jawoll...dann hätten wir das blecherne Geräusch schon. Eigenschwingverhalten plus pulsierenden Östrom im
Innern.
Am besten wird es sein mit einem DAT-Recorder oder einem Kunstkopf wie es ihn von HEAD-Acoustics gibt einen Motorhochlauf aufzunehmen. Dieses Soundfile könnte man in der Audiostation einlesen und die Frequenzbereiche einzeln analysieren. Das Gute bei der Bauteilakustik ist nämlich, dass man Rückschlüsse von Schwingungen auf Geräusche machen kann und umgekehrt. Ähnlich wie in der Tribologie wo man an Hand der Verteilung und Zuordnung der Verhältnisse wie Haft, Ruhe und Gleitreibzahl zueinander stehen, Sagen kann ob zwei Bauteile später knarzen, quietschen, knarren oder nur klicken.
So das wars vorerst mal. Jetzt hol ich mir nen Kaffee.
Warten wir besseres Wetter ab.
Zum Schluß,
Hier einige Beispiele von den Geräuschen.
Defekter Kettentrieb, Beispiel 1
Defekter Kettentrieb, Beispiel 2
Defekter Kettentrieb, Beispiel 3
Defekter Kettentrieb, Beispiel 4
Und den VR6 3.2 Motor im Schnitt. Dank hierfür an DSGFanatiker
Diashow VR6 Motor
Video vom Schnitt- VR6 Motor