Als ich neulich ein paar alte Werbevideos von Audi fand und ich mir diese angesehen hatte wurde ich plötzlich recht nachdenklich. Auf einen Schlag wurde mir bewusst wie stark sich Audi geändert hatte. In vielerlei Hinsicht. Das war so schleichend in den letzten Jahren gewesen, dass es einem nie so aufgefallen ist.
Ich schildere dies mal aus meiner Sicht, und bin auf Eure eigenen Meinungen gespannt.
Aufgewachsen in den 80ern war Audi für mich früher immer die etwas andere Marke. Dennoch unscheinbar und lief nebenbei, neben den Großen wie Benz, BMW und VW mit.
Lehrer oder Rentner fuhren einen Audi. So das Klischee damals. Audi wollte was werden, das spürte man auch als Kind. Ständig wurde man mit immer neueren und ansprechenderen Werbeclips im TV berieselt.
Ich erinnere mich da gerne an Innovationen wie
PROCONTEN,
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quattro
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und den Schanzenspot,
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der Spot mit dem Eskimo,
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Vorsprung (super Musik ab 1:30 Min )
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der Hund der aus dem Fenster schaute etc.
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Mittlerweile gibt’s quattro schon 30 Jahre.
Technische Neuerungen wurden fleissig beworben wie Airbags, ABS oder der Dauerbrenner schlechthin, die vollverzinkte Karosse und die Nichtrostbarkeit eines Audi. Das war prägend.
Hörte man Audi, wusste man sofort, der rostet nie. Der ist vollverzinkt.
Mitte Ende der 80er warf Audi den Audi 80 und den Audi 100 auf den Markt. Gerade der 100CC kam was ich so beobachten konnte, gut bei Ingenieuren und Führungskräften an und wurde da gut an diese Käuferschicht verkauft.
Walther Röhrl fuhr mit dem Urquattro ein Sieg nach dem anderen ein. Pikes Peak, bis heute ungeschlagen. Als Jugendlicher schaute man gebannt auf jede Rallye die im TV gezeigt wurde und fieberte Audi entgegen. Man kaufte Modell-Audis und war froh beim Auto-Quartett einen Urquattro zu besitzen.
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Der Sport, die Leidenschaft, Leistung, Technik , Vorsprung vor anderen standen im Vordergrund und begeisterten sehr viele Leute. Sie wurden voller Hingabe Fan der Marke Audi.
Als ich meinen A3 2003 suchte und bestellte war Audi schon gut etabliert. Ich fuhr bis dato immer Golf. Ein A3 war damals in unserer Gegend immer recht selten gewesen. Auf 10 Golf sah man 1 A3. Mittlerweile sieht man fast mehr A3 als Golf.
Mich faszinierte die Audi-Welt beim Händler, als ich in die Hallen eintrat.
Man sah überall schöne Werbespots der Flotte. Auch der Film vom A3.
„The other side of the road“
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Ich dachte noch, “Huii…ein A3-Werbefilm von gut 5 Minuten“ , das ist ja toll.
Keine Ahnung wie oft ich den sah. Hundertmal wird nicht reichen.
Auch der Emotrailer vom Sportback war klasse in Szene gesetzt worden.
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Aber ab hier, dem A3, spürte man schon eine leichte Veränderung in der Ausrichtung und dem Konzernmarketing. Werbung wurde immer seltener und unspektakulärer. Siehe 2010.
Meiner Meinung nach kommt da nichts prickelndes mehr. Die letzten guten Clips waren
The Cube
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und TDI Power.
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Seither kommt nur langweiliger Einheitsbrei.
Man sieht ein Modell durch computeranimierte Strassenschluchten fahren oder auf virtuellen Küstenstrassen.
Höhepunkt all dessen bildet die RS3 und neuer A6 Werbung. Beide Modelle werden auf dem gleichen Hügel in Portugal beim Sonnenuntergang dargestellt.
RS3
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A6
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Wo steht der Q3? Auch auf dem Berg??? Also das fand ich schon sehr billig.
Werbemäßig sind wir im Heute angekommen.
Wie schauts mit Image, Modellen, Leistungen aus?
Das Image ist ganz weit vorne. Audi hat es hier geschafft vom grauen Mäuslein zum weissen Schwan aufzusteigen. Das Design mit dem SFG sorgte in der gesamten Modellpalette für Überholprestige. Dank dem Scheunentor SFG.
Audi sprang rechtzeitig auf eine breite Modellpalette. Vor Benz und BMW. Für jeden gibt es was. Vom A1 zum A8. Viele Karossen stehen zur Auswahl wie Coupe, Limousine, Avant, Cabrio oder SUV-Version Q.
Kein Jahr vergeht ohne dass ein neues Modell präsentiert wird. Immer schneller dreht sich das Rad. Der Absatz steigt. Gerade in China, Russland und den USA.
Gleichzeitig explodierten die Preise. Gerade nach Einführung des Euro , aber auch bei der Konkurenz schlägt man zu und nimmt mit, was man bekommt.
Klar, die Banken machens möglich. Super Leasing-Konditionen und Kredite ermöglichen einem den Kauf der teuren Boliden. Bei Geschäftsleuten und Firmen sind A4 und A6 stark vertreten. Somit steigende Zahlen. Dennoch bleibt ein Audi für viele der uralt eingefleischten Fans unerreichbar (Familie, Kinder, etc.) .
Weiter zum nächsten Punkt, durch einen Schritt zurück zur Modellpalette. Mehr Modelle und Variationen und immer kürzere Entwicklungszeiten fordern ihren Tribut. Die nennen wir einmal Qualität und Kundenbetreuung.
Immer mehr wird am PC und Simulator entworfen und getestet. Teure Erprobungen werden gespart und dem Kunden aufgebürdet. Leider treten dann Mängel meist nach Ablauf der 2 Jahre Garantie auf oder Treffen Zweitbesitzer. Von Kulanz keine große Rede. Im Gegensatz zu früher. Da punktete man mit Qualität und Kundenbetreuung. Rost traf A3 in den ersten Monaten. An vielen Stellen. Zu Zeiten der vollverzinkten Karosserie undenkbar. Leider glauben heute noch viele Menschen, Audi baue vollverzinkte Karossen. Dem ist nicht so.
Zurück zur guten Zeit wird’s nicht gehen. Klar ist auch, dass ein Konzern nach vorne schauen muss, dass Absatz und Umsatz stimmt.
Mir fehlt nur irgendwie das Flair der Marke wie es früher war. Heute kann man irgendwie nicht mehr diese innige „Beziehung“ zur Marke aufbauen.
Auch wird meiner Meinung zuviel Auf VIP-Kundschaft sich ausgerichtet.
Siehe 24 Std Nürburgring. Audi inszeniert hier Shows , vernichtet zugleich aber den Charme und das Flair der 24 Std.
Sie entfernen sich immer mehr von den Leuten, die Audi eigentlich groß machten.
Da könnte Audi etwas verbessern. Geld ist doch in den Kassen, und bevors der Staat einsäckelt, kann man es doch investieren
Mir fehlt der Pepp zur Zeit wie es früher war...
Was ist Eure Meinung?