Sport Auto 10/2015 offenbart es mit der Leistungsmessung des R8 V10 Plus erneut :
Der Langhuber mit 92,8mm Hub und einer Bohrung von 84,5mm stößt an seine Grenzen. Die Werksangabe beträgt 610 PS / 8250 U/min und 560 Nm bei 6500 U/min, jedoch in der Messung mit 579 PS / 548 Nm werden die Werte teils deutlich verfehlt. Ein Zufall ? Sicher nicht! Der V10 (und die vergleichbaren V8 für RS4 und RS5) werden auf der gleichen Fertigungsstraße gefertigt und haben das gleiche Stichmaß. Die Bohrung ist ausgereizt. Um die angestrebte Leistung herauszuholen muß Drehzahl und Gasdurchsatz erhöht werden. Aber 8250 U/min bedeuten eben auch 25,5 m/s mittlere Kolbengeschwindigkeit. Das ist sehr hoch! Und es hat Folgen. Der Kolbenfläche liegt im Bereich von 5,3 fachen des Ansaugkanalquerschnitts. So werden eben auch 135 m/s mittlere Gasgeschwindigkeit erreicht. Das ist die absolute Obergrenze für Saugmotoren. Nimmt man einen Kanaldurchflußbeiwert von 0,63 an, der für einen Langhuber realistisch ist, so wird bei 76° Kurbelwellenwinkel und 7600 U/min in der Mitte der hyperbolischen Geschwindigkeitsverteilung des ovalen Ansaugquerschnitts Schallgeschwindigkeit erreicht. Bei 8250 U/min sind bereits 34° Kw der schwingenden Gassäule auf Schallgeschwindigkeit begrenzt. Damit bleibt die angesaugte Gasmasse immer deutlicher hinter der erwarteten durchgesetzten Gasmasse zurück und die Leistung ebenso. Weiterhin steigt die von der Kurbelwelle abgezweigte Leistung, die zum Ansaugen des Frischgases aufzubringen ist, erheblich. Mechanisch ist der Block im Parameter mittlere Kolbengeschwindigkeit ausgereizt und kratzt an der Laufleistung. Während sich der Sauger mittels seiner Kolbenbewegung durch die flächenmäßig begrenzten Gaswechselquerschnitte sichtbar von der Sinusform abweichende Saugrohrdruckamplituden erzeugen muß , profitiert der Motor von Kompressor oder Turboladern dergestalt, das in dem mittels kurzen Saugrohrarmen angeschlossenen Sammelsaugrohr unter Volllast permanent und damit nahezu unabhängig vom Kurbelwellenwinkel Drücke vom Lader aufgeboten werden können, wie sie der freisaugende Motor nicht erzeugen kann. Um die Fertigungsanlagen weiter zu nutzen, werden wohl ähnlich wie bei Ferrari oder BMW die hochdrehenden Saugmotoren verabschiedet werden und das down sizing läßt grüßen. Das das kein Nachteil in einem Sportwagen darstellen wird, zeigt bereits der Ferrari California mit 3,9 L V8 Bi Turbo deutlich, der den Drehmomentverlauf, die Leistung und folgerichtig die Fahrleistung seines freisaugenden Vorgängers mehr als deutlich in den Schatten stellt.
Grüße, Stefan